Ein tiefer Einblick in zwei Lebenswelten und die Frage, die sich viele stellen:
Soll ich den sicheren Hafen der Festanstellung verlassen und den Sprung in die Selbstständigkeit wagen?
In einer neuen Folge des Podcasts „Die Unternehmer“ diskutieren Alexander Weipprecht, langjähriger Unternehmer, und Dirk Hartig, ehemals Führungskraft und heute selbstständig, ehrlich und praxisnah über das Für und Wider beider Arbeitsmodelle.
Dabei geht es nicht nur um Einkommen und Freiheit, sondern auch um Verantwortung, Mental Load und die Realität hinter dem Traum vom Unternehmertum.
Zwei Welten, zwei Perspektiven
Alexander Weipprecht | Dirk Hartig |
---|---|
Seit jeher Unternehmer | Jahrzehntelang Angestellter, heute selbstständig |
Mehrere Firmen aufgebaut | Software-Startup gegründet |
Fokus auf Wachstum & Skalierung | Fokus auf Eigenständigkeit ohne Mitarbeiter |
Unternehmerisches Denken von Anfang an | Umstieg nach Burnout-Tendenzen |
Diese Unterschiede in Biografie und Einstellung bilden die Basis für eine spannende, kontrastreiche Diskussion – und damit eine wertvolle Hilfe für alle, die sich dieselbe Frage stellen: Was passt besser zu mir?
Pro & Contra: Angestellt vs. Selbstständig
✅ Vorteile der Selbstständigkeit
- Freiheit & Selbstbestimmung:
Arbeitszeit, Projekte, Kunden – alles selbst gewählt. - Potenzial für hohes Einkommen:
Gerade bei skalierbaren Geschäftsmodellen. - Schnelle Entscheidungsprozesse:
Kein Abteilungsleiter, kein Vorstand – du entscheidest. - Kreativer Freiraum:
Eigene Ideen umsetzen, neue Dinge ausprobieren. - Steuerliche Gestaltungsmöglichkeiten:
Geschäftsausgaben, Rücklagenbildung etc.
❌ Nachteile der Selbstständigkeit
- Finanzielle Unsicherheit:
Keine festen Gehälter – Einkommen ist oft schwankend. - Hohe Eigenverantwortung:
Für Mitarbeiter, Finanzen, Bürokratie. - Emotionale Belastung:
Mental Load durch Dauerverantwortung. - Komplexität durch Bürokratie:
Umsatzsteuer, Buchhaltung, Jahresabschluss. - Soziale Absicherung:
Krankenversicherung & Altersvorsorge kosten mehr.
✅ Vorteile der Anstellung
- Sicherheit & Planbarkeit:
Fixes Gehalt, bezahlter Urlaub, Kündigungsschutz. - Klare Strukturen & Zuständigkeiten:
Du bist Teil eines Systems. - Sozialleistungen:
Rentenversicherung, gesetzliche Krankenkasse (mit Arbeitgeberanteil). - Weniger administrativer Aufwand:
Keine Buchhaltung, keine Steuererklärungen (außer der privaten). - Work-Life-Balance (je nach Job):
Nach Feierabend ist oft wirklich Feierabend.
❌ Nachteile der Anstellung
- Wenig Gestaltungsfreiraum:
Bürokratie, Prozesse, Hierarchien. - Geringeres Einkommenspotenzial:
Mitwachsender Gehaltssprung meist nur mit Karriereleiter. - Abhängigkeit vom Arbeitgeber:
Sowohl wirtschaftlich als auch emotional. - Burnout-Gefahr in toxischen Kulturen:
Gerade bei hohem Druck oder schlechtem Management.
„Der Film deines Lebens“ – eine schöne Analogie
Alexander bringt es wunderbar auf den Punkt:
„Willst du in einem Film leben, in dem alles glatt läuft, oder in einem Abenteuer, das dich wachsen lässt?“
Für ihn steht fest: Selbstständigkeit ist wie ein spannender Film – voller Wendungen, Risiken und Entwicklung. Aber: Nicht jeder ist für diesen Film gemacht.
Persönliche Erfahrungsberichte
Dirk Hartig über seinen Wechsel
„Ich bin gegangen, als ich merkte, dass ich nur noch wegen des Gehalts zur Arbeit ging. Ich wollte etwas mit Leidenschaft tun.“
Er schildert auch eindrucksvoll seine Krise direkt zu Beginn der Selbstständigkeit:
Marketingkampagne gestartet – Corona kam – Markt brach ein. Doch er blieb dran. Heute lebt er ein freieres, erfüllteres Berufsleben.
Alexander Weipprecht über Verantwortung
„Ich habe Jahrzehnte geopfert, kaum Urlaub gemacht. Manchmal sehne ich mich nach der Sicherheit eines Angestellten.“
Sein Weg war geprägt von hohen Einsätzen, Fehlentscheidungen – aber auch großen Erfolgen. Das ständige Gefühl: Wenn es schiefgeht, bin ich allein verantwortlich.
Die Bürokratie-Falle?
Ein großer Angstfaktor: Steuern, Buchhaltung, Verträge, Behörden.
Alexander sagt:
„Ja, es ist Arbeit. Aber es ist machbar. Wer das schon abschreckt, sollte sich gut überlegen, ob Selbstständigkeit der richtige Weg ist.“
Dirk ergänzt:
„Mit Elster, Lexoffice & Co. ist vieles einfacher geworden – aber unterschätzen sollte man den Aufwand trotzdem nicht.“
Krankenversicherung: Ein deutsches Dilemma
Angestellter | Selbstständiger (gesetzlich) | Selbstständiger (privat) |
---|---|---|
Hälfte der Beiträge zahlt der Arbeitgeber | Muss vollen Satz selbst zahlen | Anfangs günstig, später teuer |
Familienversicherung inklusive | Familienmitglieder nicht automatisch | Jedes Familienmitglied extra versichern |
Beitrag basiert auf Bruttoeinkommen | Beitrag basiert auf geschätztem Einkommen | Altersvorsorge muss separat geplant werden |
Alexander:
„Wenn du in die private Versicherung gehst, leg die Differenz zur gesetzlichen unbedingt in Aktien an – sonst wird’s im Alter teuer.“
Was viele vergessen: Die Bank denkt anders
Als Selbstständiger bist du für Banken ein Risiko.
Trotz Vermögen, trotz positiver Bilanz: Eine schwache Geschäftsentwicklung im letzten Jahr kann dazu führen, dass du:
- schlechte Zinsen bekommst
- mehr Unterlagen liefern musst
- schwerer Kredite oder Immobilienfinanzierungen erhältst
Dirk bringt es auf den Punkt:
„Ein gutverdienender Angestellter in meiner Firma hätte besseren Kredit bekommen als ich – der Eigentümer.“
Checkliste: Bist du der Typ für Selbstständigkeit?
✅ Ich kann mit Unsicherheit umgehen
✅ Ich bin bereit, Verantwortung zu übernehmen
✅ Ich habe eine Idee oder ein Problem, das ich lösen will
✅ Ich bin bereit, 12–18 Monate Durststrecke zu überleben
✅ Ich will gestalten, nicht verwalten
✅ Ich bin bereit, mich mit Steuern, Recht & Struktur zu beschäftigen
Wenn du hier bei 5 oder mehr Punkten innerlich mit „Ja“ antwortest, könnte Selbstständigkeit der richtige Weg sein.
Realität statt Traum: Unternehmer ≠ Millionär
Statistisch gesehen ist es als Unternehmer zwar wahrscheinlicher, finanziell unabhängig zu werden – aber nur ein Bruchteil schafft es wirklich, Vermögen aufzubauen.
Die Hürden:
- Kapitalbedarf beim Start (oft 5- bis 6-stellig)
- hohe Fixkosten
- lange Aufbauphase
- viele scheitern in den ersten 2 Jahren
Dirk:
„Viele denken, wenn ich selbstständig bin, bin ich reich. Nein – meistens arbeitest du doppelt so viel, verdienst aber erst mal weniger.“
Fazit: Die Entscheidung ist höchst individuell
Beide Lebensmodelle haben ihre Berechtigung – und ihre Herausforderungen. Wichtig ist, sich nicht von Mythen leiten zu lassen, sondern ehrlich mit sich selbst zu sein:
- Bin ich bereit für das Risiko – mit Kopf und Bauch?
- Was will ich langfristig vom Leben?
- Wie wichtig sind mir Sicherheit, Struktur, Planbarkeit – oder Freiheit, Kreativität und Wachstum?
Was du jetzt tun kannst:
💬 Kommentiere unter dem Video, wenn du selbstständig bist:
Was hat dich dazu bewegt?
🧠 Oder überlege gerade:
Was hält dich noch ab? Vielleicht können wir in einer der nächsten Podcastfolgen genau darüber sprechen.
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👉 Die Unternehmer
Häufige Fragen zur Entscheidung: Angestellt oder Selbstständig?
Was sind die Hauptvorteile der Selbstständigkeit?
Die Selbstständigkeit bietet Freiheit und Selbstbestimmung, das Potenzial für ein hohes Einkommen, schnelle Entscheidungsprozesse, kreativen Freiraum und steuerliche Gestaltungsmöglichkeiten.
Welche Risiken gibt es bei der Selbstständigkeit?
Zu den Risiken zählen finanzielle Unsicherheit, hohe Eigenverantwortung, emotionale Belastung, bürokratische Komplexität und geringere soziale Absicherung im Vergleich zur Anstellung.
Welche Vorteile bietet eine Anstellung?
Eine Anstellung bietet Sicherheit und Planbarkeit, klare Strukturen, soziale Leistungen, weniger administrativen Aufwand und oft eine bessere Work-Life-Balance.
Was sind die Nachteile einer Anstellung?
Nachteile einer Anstellung umfassen wenig Gestaltungsfreiraum, geringeres Einkommenspotenzial, Abhängigkeit vom Arbeitgeber und die Gefahr von Burnout in toxischen Arbeitskulturen.
Wie finde ich heraus, ob ich für die Selbstständigkeit geeignet bin?
Wichtige Faktoren sind die Fähigkeit, mit Unsicherheit umzugehen, Verantwortung zu übernehmen, eine gute Geschäftsidee zu haben und bereit zu sein, Barrieren wie Steuern und Bürokratie zu überwinden.