Der Preis des Unternehmertums – Was es wirklich kostet, selbstständig zu sein

    07.10.2025 134 mal gelesen 5 Kommentare
    • Die Gründungskosten umfassen rechtliche Gebühren, Marketing und die Einrichtung von Büroräumen.
    • Selbstständige müssen oft auf ein regelmäßiges Einkommen verzichten, bis das Unternehmen stabil läuft.
    • Zusätzliche Ausgaben für Sozialversicherungen und Altersvorsorge sind ebenfalls zu berücksichtigen.

    Der verborgene Preis hinter der Selbstständigkeit

    Die meisten Menschen sehen nur das sichtbare Ergebnis eines erfolgreichen Unternehmens: eine Software, ein Produkt, eine Dienstleistung – oder vielleicht einen schicken Firmenwagen. Doch was oft vergessen wird, ist der unsichtbare Teil der Gleichung: der Preis des Unternehmertums.

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    Im aktuellen Podcast von Die Unternehmer widmen sich Alex und Dirk genau dieser Thematik. Es geht um Opportunitätskosten, psychologische Belastungen, finanzielle Risiken – aber auch um die Freiheit und Selbstbestimmtheit, die Unternehmertum mit sich bringt.

    1. Was sind Opportunitätskosten – und warum sind sie so entscheidend?

    In der Wirtschaft meint man mit Opportunitätskosten den entgangenen Nutzen der nächstbesten Alternative. Für Unternehmer heißt das: jede Stunde, die man in sein eigenes Projekt steckt, könnte man auch bezahlt in einem Angestelltenverhältnis verbringen.

    Beispiel von Dirk:
    „Ich habe über 400 Stunden in mein neues Projekt programmiert. Wenn ich dafür meinen üblichen Tagessatz berechnet hätte, wären das rund 60.000 € gewesen – reine Arbeitszeit, ohne Garantie auf einen Cent Rückfluss.“

    Rechenbeispiel: Opportunitätskosten eines Entwicklers

    Tätigkeit Stunden Tagessatz (€) Opportunitätskosten (€)
    Bot-Entwicklung 400 1.500 75.000
    Alternativ: Kundenprojekte 400 1.500 75.000 (Einnahmen)

    Ein Unternehmer, der z. B. einen Trading-Bot entwickelt, muss sich fragen:
    Wie groß muss mein Gewinn sein, damit sich der Verzicht auf bezahlte Kundenarbeit lohnt?

    2. Die unterschätzte Kostenstruktur des Unternehmertums

    Viele Gründer unterschätzen, wie viel Umsatz notwendig ist, um ein Einkommen zu erzielen, das mit einem durchschnittlichen Angestelltengehalt vergleichbar ist.

    Tabelle: Was ein Unternehmer wirklich verdienen muss (Beispiel Deutschland)

    Kostenposition Betrag pro Monat (€)
    Netto-Gehalt (gewünscht) 3.000
    Steuern & Sozialabgaben 2.000+
    Krankenversicherung (privat) 800–1.000
    Büro, Ausstattung, IT 1.000–2.000
    Rücklagen & Versicherungen 1.000
    Benötigter Umsatz 15.000–20.000

    Zitat Alex:
    „Viele unterschätzen, wie viel sie verdienen müssen, um als Selbstständiger das Gleiche wie in der Anstellung rauszubekommen.“

    3. Psychologische Kosten: Angst, Druck, Unsicherheit

    Nicht nur finanziell, auch psychologisch fordert Unternehmertum seinen Preis:

    • Ständiger Erfolgsdruck („Wenn ich heute nichts verdiene, kann ich in 3 Monaten meine Miete nicht zahlen“)
    • Keine echte Erholung („Selbst im Urlaub läuft der Kopf weiter“)
    • Ständiges Risiko und Unsicherheit

    Zitat Dirk:
    „Ich war am Anfang so unter Druck, dass ich dachte: Wenn ich heute keinen Abschluss mache, ist alles vorbei – dabei hatte ich genug Rücklagen. Aber der Kopf tickt anders.“

    Diese mentale Last wird in der Außenwirkung oft nicht sichtbar, ist aber einer der häufigsten Gründe, warum Selbstständige wieder in die Anstellung wechseln.

    4. Unternehmerlohn: Kalkulation, die viele vergessen

    Ein wichtiger betriebswirtschaftlicher Begriff ist der kalkulatorische Unternehmerlohn – also das, was der Unternehmer sich zahlen müsste, um „wie ein Mitarbeiter“ bezahlt zu sein.

    Doch gerade in der Startphase fließt oft:

    • kein Lohn
    • keine Rücklagen
    • kein Gewinn

    Alles wird reinvestiert. Wer das dauerhaft nicht berücksichtigt, lebt unterhalb seines eigentlichen Marktwerts.

    Zitat Alex:
    „Die Realität ist: Selbst wenn du 10.000 Euro Umsatz machst, bleibt davon mitunter weniger übrig als beim Angestellten mit 3.000 Euro netto – gerade, wenn du Rücklagen, Versicherungen und Ausfallzeiten mitrechnest.“

    5. Status und Außenwirkung: Mehr Schein als Sein?

    Ein weiteres Thema: Wie viel Status braucht ein Unternehmer – und für wen?

    Viele Geschäftspartner (vor allem international) erwarten einen gewissen Standard:

    Das kann helfen, Vertrauen zu schaffen – aber es sind ebenfalls Kosten, die sich nicht direkt monetarisieren lassen.

    Zitat Dirk:
    „In China würde es mein Kunde nicht verstehen, wenn ich Economy fliege. Für ihn ist Business Class ein Zeichen von Seriosität.“

    Gleichzeitig herrscht besonders in Deutschland ein ambivalentes Verhältnis zu Reichtum:

    • Wer erfolgreich wirkt, wird schnell beneidet.
    • Wer sich zurückhält, wirkt nicht erfolgreich genug.

    6. Unternehmer vs. Angestellter: Ein ehrlicher Vergleich

    Merkmal Unternehmer Angestellter
    Einkommen Variabel, potenziell sehr hoch Stabil, begrenzt durch Gehalt
    Risiko Hoch (Haftung, kein Kündigungsschutz) Niedrig
    Freizeit Schwer abzugrenzen Vertragsgebunden
    Sicherheit Gering, außer Rücklagen vorhanden Sozialversicherung
    Psychische Belastung Hoch (Eigenverantwortung) Mittel (Abhängig vom Job)
    Steuerliche Gestaltungsmöglichkeiten Hoch Gering
    Freiheit Hoch Eingeschränkt
    Potenzial auf Vermögensaufbau Hoch (z. B. Firmenwert, Exit) Gering bis mittel (Sparen)

    7. Unternehmeralltag: Zwischen Eigenverantwortung und Selbstdisziplin

    Was viele nicht sehen: Unternehmer zu sein, heißt auch konsequent diszipliniert zu handeln – oft ohne „äußeren Druck“. Es gibt niemanden, der mahnt, delegiert oder die Arbeit abnimmt.

    Zitat Dirk:
    „Ich muss mich nicht rechtfertigen, wenn ich um 10 Uhr ins Büro komme. Aber ich merke es spätestens am Monatsende.“

    8. Lifestyle-Falle: Warum echte Unternehmer selten protzen

    Ein spannender Exkurs im Podcast dreht sich um Markenkonsum und Statussymbole. Dabei wird klar: Wahrer Reichtum zeigt sich selten durch Logos.

    Zitat Alex:
    „Die teuersten Louis Vuitton T-Shirts erkennt man nicht – sie tragen kein Logo. Wer sichtbar Marken trägt, ist meist eher Konsument als Vermögensinhaber.“

    Auch ein Zeichen dafür, wie selbstbewusste Unternehmer mit Geld umgehen: pragmatisch, langfristig, oft bescheiden.

    9. Versicherung, Recht & Pflichtkosten: Die unsichtbaren Preistreiber

    Besonders bei B2B-Projekten sind teure Versicherungen Voraussetzung, z. B.:

    • Berufshaftpflicht (IT, Beratung)
    • Vermögensschaden-Haftpflicht (z. B. für Finanzberater)
    • Betriebshaftpflicht (für Handwerker, Bauunternehmer etc.)

    Beispiel:
    Eine Agentur braucht eine Haftpflichtversicherung mit 15 Mio. € Deckungssumme → Kosten: ca. 1.500–2.500 € pro Monat

    Solche Fixkosten müssen mit einkalkuliert werden – und machen kleinere Projekte oft unwirtschaftlich.

    10. Warum tun sich Menschen das alles an? Die Antwort: Freiheit & Sinn

    Bei aller Kritik und Belastung: Unternehmer zu sein ist für viele nicht nur ein Job – es ist Berufung.

    Vorteile des Unternehmertums:

    • Freiheit in Zeit und Ort
    • Gestaltungsspielraum
    • Keine unnötigen Meetings & Bürokratie
    • Potenzial zum Vermögensaufbau
    • Stolz auf das eigene Werk

    Zitat Dirk:
    „Wenn ich einen Monat gut abschließe, weiß ich: Das war meine Leistung. Kein Chef, kein Konzern. Ich. Das ist ein unglaubliches Gefühl.“

    🔁 Zusammenfassung: Unternehmertum – Freiheit mit Preisetikett

    Was sind die realen Kosten des Unternehmertums?

    1. Opportunitätskosten (was du stattdessen verdienen würdest)
    2. Hohe Fixkosten (Krankenversicherung, Steuern, Büro, Technik)
    3. Psychologische Belastung (Druck, Unsicherheit)
    4. Zeitaufwand (oft mehr als 40 Stunden/Woche)
    5. Repräsentationskosten (Auto, Reisen, Kleidung)

    Aber auch:

    • Gestaltungsfreiheit
    • Unabhängigkeit
    • Langfristiger Vermögensaufbau
    • Sinn & Motivation

    💬 Diskussion erwünscht

    Was sind eurer Meinung nach die größten Herausforderungen des Unternehmertums?
    Seid ihr selbständig? Wollt ihr es werden? Was hält euch zurück – oder was hat euch motiviert?

    Kommentiert, teilt, diskutiert.


    Häufige Fragen zur Selbstständigkeit und den damit verbundenen Kosten

    Was sind Opportunitätskosten in der Selbstständigkeit?

    Opportunitätskosten sind der entgangene Nutzen der nächstbesten Alternative, z. B. das Einkommen, das man hätte verdienen können, wenn man seine Zeit in einem Angestelltenverhältnis verbracht hätte.

    Welche psychologischen Kosten entstehen durch Selbstständigkeit?

    Psychologische Kosten beinhalten Stress, Angst vor Misserfolg und ständigen Druck. Unternehmer müssen oft mit Unsicherheiten und der Verantwortung für ihr eigenes Einkommen umgehen.

    Wie wichtig ist der kalkulatorische Unternehmerlohn?

    Der kalkulatorische Unternehmerlohn ist entscheidend, da er das Einkommen widerspiegelt, das ein Unternehmer sich selbst zahlen müsste, um den Lebensstandard eines Angestellten zu erreichen.

    Welche Fixkosten sind für Selbstständige besonders hoch?

    Zu den hohen Fixkosten gehören Krankenversicherungsbeiträge, Steuern, Büro- und Betriebskosten sowie Rücklagen für Versicherungen und andere unvorhergesehene Ausgaben.

    Was sind die Vorteile der Selbstständigkeit?

    Die Vorteile umfassen unter anderem die Freiheit, die eigene Zeit zu gestalten, die Möglichkeit der Selbstverwirklichung, sowie das Potenzial für langfristigen Vermögensaufbau.

    Ihre Meinung zu diesem Artikel

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    Ich kann da echt zustimmen! Die psychologischen Kosten des Unternehmertums sind echt nicht zu unterschätzen. Während man von außen immer denkt, dass es die Freiheit ist, die einen antreibt, ist da oft auch ein riesiger Druck dabei, sodass man nie wirklich abschalten kann. Das ganze "Kein Chef, keine Regeln" klingt cool, aber die eigene Verantwortung kann einen echt überfordern!
    Ja also ich verstehe schon, dass die ganzen kosten und druck echt krass sind für Selbständige, aber ich mein, wenn man das ganze so sieht, könnte man auch einfach beisptielsweise in einem Büro arbeiten und chillen, oder?
    Ich finde, der Vergleich zwischen Unternehmer und Angestelltem bringt es echt auf den Punkt! Viele sehen nur die Vorteile des Selbstständigseins, aber die ständigen Sorgen um Finanzen und die Verantwortung, die man trägt, sind echt enorm. Und ja, das mit den unsichtbaren Kosten, wie Versicherungen und Rücklagen, wird oft total unterschätzt – ein wichtiger Punkt!
    Total einverstanden, die ganzen unsichtbaren Kosten und der Druck, den man als Unternehmer hat, werden einfach viel zu oft übersehen – man denkt ja immer alle stehen auf der Überholspur, aber in Wirklichkeit sitzt man oft im Stau!
    Also ich muss ja sagen, das mit den psychologischen Kosten stimmt schon voll, man denkt immer Freiheit ist top, aber der druck kann echt heftig sein, vor allem wenn du keine Rücklagen hast, dann ist der Stress fast nicht zu ertragen, und das mit dem Status, da frag ich mich oft wozu das ganze, aber anscheinend ist es voll wichtig für manche oder?!

    Zusammenfassung des Artikels

    Der Podcast von Die Unternehmer beleuchtet die oft übersehenen Kosten der Selbstständigkeit, darunter Opportunitätskosten und psychologische Belastungen, während er auch die Freiheit und Unabhängigkeit des Unternehmertums hervorhebt.

    Nützliche Tipps zum Thema:

    1. Berücksichtige die Opportunitätskosten: Berechne, was du in einem Angestelltenverhältnis verdienen würdest, und vergleiche es mit deinem Unternehmertum, um die wahren Kosten deiner Zeit zu verstehen.
    2. Plane deine Kostenstruktur sorgfältig: Informiere dich über die tatsächlichen monatlichen Ausgaben, die du als Selbstständiger hast, einschließlich Steuern, Sozialabgaben und Versicherungen, um realistische Umsatzziele zu setzen.
    3. Beachte die psychologischen Kosten: Sei dir bewusst, dass die ständige Unsicherheit und der Druck, erfolgreich zu sein, auch mentale Belastungen mit sich bringen, die deine Lebensqualität beeinflussen können.
    4. Kalkuliere deinen Unternehmerlohn: Berücksichtige bei der Preisgestaltung deiner Produkte oder Dienstleistungen auch einen angemessenen Lohn für dich selbst, um nicht unter deinem Marktwert zu leben.
    5. Sei dir der Repräsentationskosten bewusst: Investiere in dein Erscheinungsbild und deine Geschäftsinfrastruktur, um Vertrauen bei Kunden und Partnern zu schaffen, ohne dich dabei finanziell zu übernehmen.

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