Ist Deutschland noch ein Unternehmerland? Zwischen Bürokratie, Mentalitätswandel und politischem Frust

    10.10.2025 119 mal gelesen 5 Kommentare
    • Deutschland ist weiterhin ein Land mit starken mittelständischen Unternehmen, die Innovationen vorantreiben.
    • Die Bürokratie kann oft als Hemmnis für unternehmerisches Handeln wahrgenommen werden und erschwert Gründungen.
    • Ein wachsender Mentalitätswandel hin zu mehr Risikobereitschaft ist notwendig, um die Unternehmergeist zu fördern.

    Viel zu tun – aber lohnt sich das noch?

    „Oh Gott, wir haben so viel zu tun“ – mit diesem Satz beginnt regelmäßig der Podcast Die Unternehmer. Doch hinter diesem augenzwinkernden Einstieg verbirgt sich eine tiefere Frage: Ist Deutschland heute überhaupt noch ein guter Ort für Unternehmerinnen und Unternehmer?

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    In einer aktuellen, leidenschaftlich geführten Episode diskutieren die beiden Hosts, Alex und Dirk, nicht nur über die Herausforderungen, sondern auch über die systemischen Ursachen für die unternehmerische Frustration. Dabei geht es nicht nur um Steuern oder Bürokratie – sondern auch um ein kulturelles, politisches und gesellschaftliches Klima, das Unternehmertum zunehmend erschwert.

    1. Unternehmensgründung: Deutschland vs. Ausland

    Dirk, der sowohl im Inland als auch im Ausland gegründet hat, schildert seine Erfahrungen eindrücklich – und zieht einen klaren Vergleich:

    Aspekt Deutschland Ausland (nicht näher benannt)
    Gründungsdauer 18 Wochen (inkl. Handelsregisterverzögerung) 5 Tage
    Aufwand Notartermin, Handelsregister, Bank, IHK Digital, wenige Klicks
    Startfähigkeit Eingeschränkt wegen Konto-Zugriff Sofort möglich
    Frustfaktor Hoch Gering

    Zitat Dirk:
    „Ich war bereit zu starten, aber wurde durch behördliche Prozesse wochenlang blockiert – das war einfach nur frustrierend.“

    Das Beispiel ist kein Einzelfall: Laut dem Doing Business Report der Weltbank (letzmalig erschienen 2020), rangierte Deutschland beim Thema Unternehmensgründung lediglich auf Platz 125 von 190 Ländern, was die Einfachheit und Geschwindigkeit betrifft.

    2. Bürokratie – das ewige Hemmnis

    Die deutschen Gründungsprozesse gelten international als überreguliert und undigital. Was sich anderswo mit wenigen Klicks erledigen lässt, verlangt hierzulande:

    • einen Notartermin
    • diverse Unterschriften in Präsenz
    • mehrfachen Behördenkontakt
    • und oft Monate Wartezeit.

    Problematisch ist nicht nur der Aufwand selbst, sondern der Zeitpunkt: Gerade in der Anfangsphase eines Unternehmens zählt jede Woche, in der man noch keine Rechnungen schreiben oder Verträge abschließen kann.

    3. Das Mindset-Problem: Unternehmer = Ausbeuter?

    Ein zentrales Thema der Podcast-Folge ist die gesellschaftliche Haltung gegenüber Unternehmern in Deutschland.

    Während Selbstständige in Ländern wie den USA, Großbritannien oder auch der Schweiz als innovative Leistungsträger gefeiert werden, herrscht in Deutschland oft ein anderes Bild:

    • Unternehmer = Reich = Verdächtig
    • Erfolgreich = Arrogant
    • Wachstum = Ausbeutung

    Zitat Alex:
    „Du fährst ein gutes Auto, und schon heißt es: Der muss was Illegales machen.“

    Diese Stigmatisierung entmutigt – gerade junge Talente, die sich unternehmerisch entfalten wollen, aber spüren: Erfolg wird hierzulande misstrauisch beäugt, nicht bewundert.

    4. Sicherheitsdenken vs. Chancendenken

    Ein wiederkehrendes Thema: Sicherheit über alles. Die klassische deutsche Erziehung lautet oft:

    • Ausbildung machen
    • Festanstellung suchen
    • Nie zu viel riskieren

    Doch in einer Welt, die sich digital und global rasant verändert, wird Sicherheit immer relativer. Wer heute „sicher“ im Job ist, kann morgen schon von KI, Outsourcing oder Marktveränderungen betroffen sein.

    Die Podcast-Gäste argumentieren: Gerade das vorhandene Sozialsystem in Deutschland könnte ein Sprungbrett für mehr Mut sein, nicht ein Sicherheitsnetz, das Lethargie belohnt.

    💡 Nebenbemerkung:

    In Ländern wie den USA, wo es keine vergleichbare Grundsicherung gibt, riskieren Gründer oft alles – inklusive Gesundheitsversorgung und Existenz. In Deutschland hingegen schützt das Sozialsystem auch im Fall des Scheiterns – eine unternehmerische Chance, nicht ein Hindernis.

    5. Steuern, Komplexität und Gleichmacherei

    Deutschland gehört weltweit zu den Ländern mit der höchsten Steuerlast für Unternehmen. Besonders problematisch ist jedoch die Komplexität des Systems:

    🔍 Beispiele für Steuerkomplexität:

    • Einkommen-, Körperschaft-, Gewerbe-, Umsatz-, Solidaritätszuschlag etc.
    • Unterschiedliche Regelungen je nach Unternehmensform
    • Widersprüchliche Vorschriften zwischen Bundesländern

    Zitat Dirk:
    „Wenn du drei Tage zu spät deine Steuer abgibst, hagelt es Strafen. Aber bei Maskendeals der Regierung herrscht völlige Straffreiheit.“

    ⚖️ Vergleich: Steuerbelastung in Europa (für Unternehmen, 2024)

    Land Effektive Steuerbelastung (%)
    Irland 12,5
    Bulgarien 10,0
    Schweiz 14–18 (je nach Kanton)
    Deutschland 29,8
    Frankreich 28,4

    Quelle: KPMG 2024, Tax Rates Online

    6. Gleichmacherei: Wenn alle gleich sind, sind viele unterfordert

    Ein wiederkehrender Kritikpunkt: Das System richtet sich zu oft nach dem schwächsten Glied, etwa in Schulen, wo Lehrer*innen gezwungen sind, den Unterricht auf das schwächste Drittel auszurichten. Die Folge:

    • Leistungsbereite werden ausgebremst.
    • Unternehmerisches Denken wird nicht gefördert.
    • Es fehlt an Förderkultur, stattdessen wird Verwalten zelebriert.

    Zitat:
    „Wer mehr macht, soll mehr bekommen. Wer nichts macht, soll Hilfe kriegen – aber nicht auf dem Rücken derer, die alles finanzieren.“

    7. Politikverdrossenheit & Protesthaltung

    Ein Großteil der Podcast-Folge kreist um die Enttäuschung über das politische System. Es geht um:

    • Intransparente Entscheidungen während der Corona-Krise
    • Maskendeals, Lobbyismus, „Ehrenworte“, gebrochene Versprechen
    • Und vor allem: die Gefühlte Machtlosigkeit

    Viele Unternehmer empfinden den Umgang mit ihnen als unfair – während Politiker scheinbar folgenlos Entscheidungen revidieren, müssen Selbstständige bei jeder kleinen Regelverletzung mit drastischen Konsequenzen rechnen.

    8. Abwanderungstendenzen & Digitale Freiheit

    Gerade digitale Unternehmer sehen sich nicht mehr an Deutschland gebunden. Ob Dubai, Bali oder Zypern – es gibt Alternativen. Und das wissen viele.

    Gründe für Auswanderung (laut Podcast und Studien):

    • Bessere Steuermodelle
    • Positiveres Unternehmer-Mindset
    • Schnellere, digitale Prozesse
    • Keine Pflichtmitgliedschaften (z. B. IHK)
    • Transparente Förderprogramme

    Zitat:
    „Mit 25 Millionen im Ausland starte ich notfalls neu. Aber ich lasse mich hier nicht bis aufs Letzte ausnehmen.“

    9. Förderungen – ein Witz in der Praxis?

    Zwar gibt es in Deutschland zahlreiche Förderprogramme für Gründer, Bildung und Digitalisierung – in der Praxis scheitern viele jedoch an:

    • unübersichtlichen Antragsportalen
    • langwierigen Prüfprozessen
    • mangelnder digitaler Infrastruktur

    Beispiel: Schul-Sanierungen

    Über 5 Milliarden Euro wurden laut Bundesrechnungshof nicht abgerufen, weil die Verfahren zu kompliziert waren und viele Schulen mit der Bürokratie überfordert waren.

    10. Fazit: Deutschland – ein Unternehmerland mit eingebauter Handbremse

    Deutschland hat das Potenzial, ein starkes Unternehmerland zu sein:

    • Gute Infrastruktur
    • Fachkräfte
    • Sozialabsicherung
    • Internationale Handelsbeziehungen

    Doch es leidet unter:

    • Überbürokratisierung
    • Fehlendem Unternehmergeist in der Politik
    • Mangelndem Respekt vor Selbstständigen
    • Und einem toxischen Mix aus Neid, Misstrauen und Regelwahn

    🔁 Zusammenfassung: Was Deutschland jetzt braucht

    ✅ Was hilft Unternehmern wirklich?

    1. Digitalisierung von Gründungsprozessen und Verwaltung
    2. Steuervereinfachung, nicht nur Steuererhöhungen
    3. Wertschätzung für Leistung und Innovation
    4. Politische Verantwortung statt Lobbyismus
    5. Förderprogramme, die auch nutzbar sind
    6. Gesellschaftlicher Kulturwandel weg vom Neid, hin zur Ermöglichung

    „Ein Land, das Leistung bestraft und Lethargie belohnt, verliert irgendwann genau die Menschen, die es braucht, um sich weiterzuentwickeln.“

    💬 Diskussion erwünscht

    Die Podcast-Hosts schließen mit einem Aufruf:

    Wie seht ihr das?
    Ist Deutschland noch ein Unternehmerland – oder hat das System längst die Lust am Gründen verloren?

    Kommentiert, diskutiert und teilt den Beitrag.
    Denn echte Veränderung beginnt mit ehrlichem Austausch.


    FAQ zu Unternehmertum in Deutschland

    Wie steht es um die Bürokratie bei Unternehmensgründungen in Deutschland?

    Die Bürokratie in Deutschland gilt als überreguliert und undigital. Gründer müssen mit langen Wartezeiten und komplexen Prozessen rechnen, was die Gründung von Unternehmen oft unnötig erschwert.

    Wie beeinflusst die gesellschaftliche Einstellung das Unternehmertum in Deutschland?

    In Deutschland werden Unternehmer nicht immer als Innovatoren angesehen. Oft gehen negative Assoziationen mit Erfolg, wie Neid oder Misstrauen, einher, was potenzielle Gründer entmutigen kann.

    Wie stark ist das politische Klima für Unternehmer in Deutschland?

    Viele Unternehmer empfinden das politische Klima als frustrierend. Intransparente Entscheidungen und eine wahrgenommene Machtlosigkeit gegenüber politischen Entwicklungen tragen zur Unzufriedenheit bei.

    Welche Rolle spielt die Digitalisierung für Unternehmen in Deutschland?

    Die Digitalisierung von Gründungsprozessen und Verwaltungsabläufen wird als entscheidend für die Wettbewerbsfähigkeit deutscher Unternehmen angesehen. Während andere Länder bereits fortgeschritten sind, bleibt Deutschland hinterher.

    Welche Veränderungen sind notwendig, um das Unternehmertum in Deutschland zu fördern?

    Es bedarf einer Vereinfachung der Steuer- und Bürokratieprozesse, einer Wertschätzung für unternehmerisches Engagement sowie eines kulturellen Wandels, der Mut und Innovation in den Vordergrund stellt.

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    Also ich finde echt das mit der Bürokratie krass! Wie kann man in einem Land gründen wenn es so lange dauert? 18 Wochen sind ja voll verrückt im vergleich zu 5 Tagen im Ausland. Da kann man ja kaum starten bevor alles wieder anders wird! Und dieses Sicherheitsdenken ist echt ein Bremsklotz, ich mein, wer will schon sein ganzes Leben in nem 9-to-5 Job festsitzen?! So viele Chancen gehen verloren, weil die leute zu viel nachdenken!
    Also ich verstehe ja das Ding mit der Bürokratie aber ich mein och das viele einfach nich den Mut haben zu gründen weil sie denk was wenn es schief geht, aber ohne Risiko kein Spaß oder?
    Also ich find das auch mega komisch, wie kann man in D so lange für Gründung brauchen, wenn in anderen Ländern alles viel schneller geht, da frustiert io sehr als Unternehmer und das mit der mentalitätswandel fänd ich auch wichtig, viele denken hier nur in Schubladen und das macht alles schwerer.
    Ich finde auch das es doch total verrückt ist wie viel Zeit und Aufwand alles braucht, ich mein, in anderen Ländert gehts doch viel schneller, da is Deutschland echt hinterher, das macht echt keinen Spass mehr mit so viel Bürokratie!
    Also wenn ich das richtig verstehe, dann gibt es ja nicht nur die langen Wartezeiten sondern auch noch die ganzen Formulare die man ausfüllen muss, das kostet doch alles Zeit und echt nur frustrierend, da könnt man gleich in ein Land gehen wo alles viel leichter geht oder?

    Zusammenfassung des Artikels

    Im Podcast "Die Unternehmer" diskutieren Alex und Dirk die Herausforderungen für Gründer in Deutschland, wie übermäßige Bürokratie, gesellschaftliche Vorurteile und ein ungünstiges politisches Klima. Sie fordern eine Digitalisierung der Prozesse sowie einen Kulturwandel hin zu mehr Wertschätzung für unternehmerische Leistungen.

    Nützliche Tipps zum Thema:

    1. Setzen Sie sich aktiv mit den bürokratischen Hürden auseinander und nutzen Sie digitale Tools, um Gründungsprozesse zu beschleunigen.
    2. Erforschen Sie internationale Gründungsmärkte und vergleichen Sie die Bedingungen, um die besten Optionen für Ihre Unternehmensgründung zu finden.
    3. Engagieren Sie sich in der Unternehmergemeinschaft, um das öffentliche Bild von Unternehmern zu verbessern und das gesellschaftliche Mindset zu verändern.
    4. Nutzen Sie die bestehenden sozialen Sicherheitsnetze als Sprungbrett, um unternehmerische Risiken einzugehen, anstatt sie als Hindernis zu betrachten.
    5. Fordern Sie von der Politik eine Vereinfachung des Steuersystems und transparente Förderprogramme, um die Rahmenbedingungen für Unternehmen zu verbessern.

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