Ist Deutschland noch ein Unternehmerland? Zwischen Bürokratie, Mentalitätswandel und politischem Frust
Autor: Geld & Wirtschaft Redaktion
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Kategorie: Grundlagen
Zusammenfassung: Im Podcast "Die Unternehmer" diskutieren Alex und Dirk die Herausforderungen für Gründer in Deutschland, wie übermäßige Bürokratie, gesellschaftliche Vorurteile und ein ungünstiges politisches Klima. Sie fordern eine Digitalisierung der Prozesse sowie einen Kulturwandel hin zu mehr Wertschätzung für unternehmerische Leistungen.
Viel zu tun – aber lohnt sich das noch?
„Oh Gott, wir haben so viel zu tun“ – mit diesem Satz beginnt regelmäßig der Podcast Die Unternehmer. Doch hinter diesem augenzwinkernden Einstieg verbirgt sich eine tiefere Frage: Ist Deutschland heute überhaupt noch ein guter Ort für Unternehmerinnen und Unternehmer?
In einer aktuellen, leidenschaftlich geführten Episode diskutieren die beiden Hosts, Alex und Dirk, nicht nur über die Herausforderungen, sondern auch über die systemischen Ursachen für die unternehmerische Frustration. Dabei geht es nicht nur um Steuern oder Bürokratie – sondern auch um ein kulturelles, politisches und gesellschaftliches Klima, das Unternehmertum zunehmend erschwert.
1. Unternehmensgründung: Deutschland vs. Ausland
Dirk, der sowohl im Inland als auch im Ausland gegründet hat, schildert seine Erfahrungen eindrücklich – und zieht einen klaren Vergleich:
| Aspekt | Deutschland | Ausland (nicht näher benannt) |
|---|---|---|
| Gründungsdauer | 18 Wochen (inkl. Handelsregisterverzögerung) | 5 Tage |
| Aufwand | Notartermin, Handelsregister, Bank, IHK | Digital, wenige Klicks |
| Startfähigkeit | Eingeschränkt wegen Konto-Zugriff | Sofort möglich |
| Frustfaktor | Hoch | Gering |
Zitat Dirk:
„Ich war bereit zu starten, aber wurde durch behördliche Prozesse wochenlang blockiert – das war einfach nur frustrierend.“
Das Beispiel ist kein Einzelfall: Laut dem Doing Business Report der Weltbank (letzmalig erschienen 2020), rangierte Deutschland beim Thema Unternehmensgründung lediglich auf Platz 125 von 190 Ländern, was die Einfachheit und Geschwindigkeit betrifft.
2. Bürokratie – das ewige Hemmnis
Die deutschen Gründungsprozesse gelten international als überreguliert und undigital. Was sich anderswo mit wenigen Klicks erledigen lässt, verlangt hierzulande:
- einen Notartermin
- diverse Unterschriften in Präsenz
- mehrfachen Behördenkontakt
- und oft Monate Wartezeit.
Problematisch ist nicht nur der Aufwand selbst, sondern der Zeitpunkt: Gerade in der Anfangsphase eines Unternehmens zählt jede Woche, in der man noch keine Rechnungen schreiben oder Verträge abschließen kann.
3. Das Mindset-Problem: Unternehmer = Ausbeuter?
Ein zentrales Thema der Podcast-Folge ist die gesellschaftliche Haltung gegenüber Unternehmern in Deutschland.
Während Selbstständige in Ländern wie den USA, Großbritannien oder auch der Schweiz als innovative Leistungsträger gefeiert werden, herrscht in Deutschland oft ein anderes Bild:
- Unternehmer = Reich = Verdächtig
- Erfolgreich = Arrogant
- Wachstum = Ausbeutung
Zitat Alex:
„Du fährst ein gutes Auto, und schon heißt es: Der muss was Illegales machen.“
Diese Stigmatisierung entmutigt – gerade junge Talente, die sich unternehmerisch entfalten wollen, aber spüren: Erfolg wird hierzulande misstrauisch beäugt, nicht bewundert.
4. Sicherheitsdenken vs. Chancendenken
Ein wiederkehrendes Thema: Sicherheit über alles. Die klassische deutsche Erziehung lautet oft:
- Ausbildung machen
- Festanstellung suchen
- Nie zu viel riskieren
Doch in einer Welt, die sich digital und global rasant verändert, wird Sicherheit immer relativer. Wer heute „sicher“ im Job ist, kann morgen schon von KI, Outsourcing oder Marktveränderungen betroffen sein.
Die Podcast-Gäste argumentieren: Gerade das vorhandene Sozialsystem in Deutschland könnte ein Sprungbrett für mehr Mut sein, nicht ein Sicherheitsnetz, das Lethargie belohnt.
💡 Nebenbemerkung:
In Ländern wie den USA, wo es keine vergleichbare Grundsicherung gibt, riskieren Gründer oft alles – inklusive Gesundheitsversorgung und Existenz. In Deutschland hingegen schützt das Sozialsystem auch im Fall des Scheiterns – eine unternehmerische Chance, nicht ein Hindernis.
5. Steuern, Komplexität und Gleichmacherei
Deutschland gehört weltweit zu den Ländern mit der höchsten Steuerlast für Unternehmen. Besonders problematisch ist jedoch die Komplexität des Systems:
🔍 Beispiele für Steuerkomplexität:
- Einkommen-, Körperschaft-, Gewerbe-, Umsatz-, Solidaritätszuschlag etc.
- Unterschiedliche Regelungen je nach Unternehmensform
- Widersprüchliche Vorschriften zwischen Bundesländern
Zitat Dirk:
„Wenn du drei Tage zu spät deine Steuer abgibst, hagelt es Strafen. Aber bei Maskendeals der Regierung herrscht völlige Straffreiheit.“
⚖️ Vergleich: Steuerbelastung in Europa (für Unternehmen, 2024)
| Land | Effektive Steuerbelastung (%) |
|---|---|
| Irland | 12,5 |
| Bulgarien | 10,0 |
| Schweiz | 14–18 (je nach Kanton) |
| Deutschland | 29,8 |
| Frankreich | 28,4 |
Quelle: KPMG 2024, Tax Rates Online
6. Gleichmacherei: Wenn alle gleich sind, sind viele unterfordert
Ein wiederkehrender Kritikpunkt: Das System richtet sich zu oft nach dem schwächsten Glied, etwa in Schulen, wo Lehrer*innen gezwungen sind, den Unterricht auf das schwächste Drittel auszurichten. Die Folge:
- Leistungsbereite werden ausgebremst.
- Unternehmerisches Denken wird nicht gefördert.
- Es fehlt an Förderkultur, stattdessen wird Verwalten zelebriert.
Zitat:
„Wer mehr macht, soll mehr bekommen. Wer nichts macht, soll Hilfe kriegen – aber nicht auf dem Rücken derer, die alles finanzieren.“
7. Politikverdrossenheit & Protesthaltung
Ein Großteil der Podcast-Folge kreist um die Enttäuschung über das politische System. Es geht um:
- Intransparente Entscheidungen während der Corona-Krise
- Maskendeals, Lobbyismus, „Ehrenworte“, gebrochene Versprechen
- Und vor allem: die Gefühlte Machtlosigkeit
Viele Unternehmer empfinden den Umgang mit ihnen als unfair – während Politiker scheinbar folgenlos Entscheidungen revidieren, müssen Selbstständige bei jeder kleinen Regelverletzung mit drastischen Konsequenzen rechnen.
8. Abwanderungstendenzen & Digitale Freiheit
Gerade digitale Unternehmer sehen sich nicht mehr an Deutschland gebunden. Ob Dubai, Bali oder Zypern – es gibt Alternativen. Und das wissen viele.
Gründe für Auswanderung (laut Podcast und Studien):
- Bessere Steuermodelle
- Positiveres Unternehmer-Mindset
- Schnellere, digitale Prozesse
- Keine Pflichtmitgliedschaften (z. B. IHK)
- Transparente Förderprogramme
Zitat:
„Mit 25 Millionen im Ausland starte ich notfalls neu. Aber ich lasse mich hier nicht bis aufs Letzte ausnehmen.“
9. Förderungen – ein Witz in der Praxis?
Zwar gibt es in Deutschland zahlreiche Förderprogramme für Gründer, Bildung und Digitalisierung – in der Praxis scheitern viele jedoch an:
- unübersichtlichen Antragsportalen
- langwierigen Prüfprozessen
- mangelnder digitaler Infrastruktur
Beispiel: Schul-Sanierungen
Über 5 Milliarden Euro wurden laut Bundesrechnungshof nicht abgerufen, weil die Verfahren zu kompliziert waren und viele Schulen mit der Bürokratie überfordert waren.
10. Fazit: Deutschland – ein Unternehmerland mit eingebauter Handbremse
Deutschland hat das Potenzial, ein starkes Unternehmerland zu sein:
- Gute Infrastruktur
- Fachkräfte
- Sozialabsicherung
- Internationale Handelsbeziehungen
Doch es leidet unter:
- Überbürokratisierung
- Fehlendem Unternehmergeist in der Politik
- Mangelndem Respekt vor Selbstständigen
- Und einem toxischen Mix aus Neid, Misstrauen und Regelwahn
🔁 Zusammenfassung: Was Deutschland jetzt braucht
✅ Was hilft Unternehmern wirklich?
- Digitalisierung von Gründungsprozessen und Verwaltung
- Steuervereinfachung, nicht nur Steuererhöhungen
- Wertschätzung für Leistung und Innovation
- Politische Verantwortung statt Lobbyismus
- Förderprogramme, die auch nutzbar sind
- Gesellschaftlicher Kulturwandel weg vom Neid, hin zur Ermöglichung
„Ein Land, das Leistung bestraft und Lethargie belohnt, verliert irgendwann genau die Menschen, die es braucht, um sich weiterzuentwickeln.“
💬 Diskussion erwünscht
Die Podcast-Hosts schließen mit einem Aufruf:
Wie seht ihr das?
Ist Deutschland noch ein Unternehmerland – oder hat das System längst die Lust am Gründen verloren?
Kommentiert, diskutiert und teilt den Beitrag.
Denn echte Veränderung beginnt mit ehrlichem Austausch.
Erfahrungen und Meinungen
Nutzer berichten häufig von einer zunehmenden Bürokratie in Deutschland. Viele empfinden die Antragsverfahren als langwierig und kompliziert. Ein Beispiel: Der Zugang zu Fördermitteln gestaltet sich oft als mühsam. Die erforderlichen Unterlagen sind umfangreich und die Bearbeitungszeiten lang. Dies führt zu Frustration bei neuen Unternehmern.
Ein weiteres Problem sind die hohen Steuern und Abgaben. Anwender beklagen sich über die Belastung durch Sozialabgaben und Gewerbesteuer. Diese Kosten schmälern die Gewinne und schrecken potenzielle Gründer ab. Viele ziehen in Betracht, ihr Unternehmen ins Ausland zu verlagern, wo die Rahmenbedingungen oft günstiger sind.
Die Mentalität in Deutschland hat sich ebenfalls verändert. Früher galt Unternehmergeist als positiv. Heute empfinden viele Nutzer, dass das Risiko, ein Unternehmen zu gründen, nicht gewürdigt wird. Stattdessen wird häufig das Scheitern bestraft. Unternehmer berichten, dass sie sich in einer Kultur der Angst bewegen. Fehlertoleranz ist rar, was die Innovationsbereitschaft hemmt.
In der Diskussion um die Zukunft Deutschlands als Unternehmerland wird oft auf die Initiative „Deutschland – Unternehmerland“ verwiesen. Diese zielt darauf ab, das Unternehmertum zu fördern und bürokratische Hürden abzubauen. Ein Beispiel aus dieser Initiative ist Fuelgard, das Logistikunternehmen gegen schwankende Treibstoffpreise absichert. Solche Lösungen zeigen, dass es auch positive Ansätze gibt. Dennoch bleibt die Frage, ob diese Initiativen ausreichen, um die bestehenden Probleme zu lösen. Mehr Informationen zu Fuelgard finden sich in einem Bericht.
Für viele Nutzer ist der Zugang zu digitalen Innovationen entscheidend. Die Digitalisierung kann Prozesse vereinfachen. Doch auch hier gibt es Hürden. Anwender berichten von Schwierigkeiten bei der Implementierung neuer Technologien. Oft fehlt das notwendige Know-how oder die finanziellen Mittel. Einige wünschen sich mehr Unterstützung durch die Politik.
Das Vertrauen in die politische Führung schwindet. Unternehmer äußern Bedenken über die politische Stabilität und die wirtschaftliche Planungssicherheit. Viele fühlen sich von der politischen Agenda nicht angesprochen. Maßnahmen, die Unternehmer entlasten könnten, bleiben oft aus. Stattdessen gibt es immer wieder neue Regulierungen, die die Situation verschärfen.
Zusammenfassend zeigen die Erfahrungen von Anwendern, dass Deutschland als Unternehmerland vor großen Herausforderungen steht. Bürokratie, hohe Kosten und ein Mentalitätswandel erschweren die Gründung und den Betrieb von Unternehmen. Es bleibt abzuwarten, ob Initiativen ausreichend sind, um das Unternehmertum in Deutschland zu beleben.